Ich bin im Spreewald geboren und aufgewachsen und habe schon von Kleinauf gesehen, wie der Kohleabbau meine Heimat zerstört hat. Erst waren es die sorbischen Dörfer in der Ober- und Niederlausitz, die für die Kohle weggebaggert wurden, dann färbte sich die Spree aufgrund der Tagebaue und das eingespülte Eisenoxid braun – eine ökologische Katastrophe, die uns die nächsten Jahrzehnte begleiten wird, ebenso wie die Mammutaufgabe der Renaturierung ehemaliger Braunkohleflächen. Der Verlust von Naturgut und Kultur wird einem sehr bewusst, wenn man die Tagebaulöcher besucht.
Während meiner Schulzeit und meines FSJ in Cottbus war ich schon viel auf Demos unterwegs – damals noch für den Atomausstieg, auf der Großdemo gegen Massentierhaltung in Berlin, aber auch auf Veranstaltungen gegen die alljährlichen Naziaufmärsche am 15. Februar in Cottbus.
„So richtig“ politisiert habe ich mich aber vor allem während meines Studiums in Görlitz. Neben meinem Bachelorstudium habe ich ehrenamtlich ein Kunstfestival zum Leerstand mitorganisiert und im „International Office“ der Hochschule mit Studierenden aus dem Ausland gearbeitet und Formate zur Integration erarbeitet. Die politische Stimmung in Görlitz ließ mich dabei natürlich nicht kalt. Seit 2015 erhielt die AfD hier immer mehr Zulauf, bis 2014 saß sogar die NPD noch im Stadtrat. Ich habe in den letzten Jahren oft auf Demos gegen Rechts gesprochen und viele dieser Demos auch gemeinsam mit anderen Engagierten selbst organisiert. Rechtem und rechtsextremen Gedankengut keinen Platz zu bieten und zu zeigen, dass es demokratische Alternativen gibt, ist gerade in politisch schwierigen und unsicheren Zeiten unerlässlich.
Die letzten zwei Jahre habe ich im Masterstudiengang „Management Sozialen Wandels“ an der Hochschule Zittau/Görlitz studiert und bin dadurch noch stärker mit den Themen des Strukturwandels und der ländlichen Räume in Berührung gekommen. Hier mitzuwirken, mitzugestalten und etwas zu tun, statt nur die Zustände zu bemängeln, ist mir ein Herzensanliegen.